• Wir bieten unseren Freunden und Unterstützern eine neuen Weg an, sich an unserer Arbeit zu beteiligen und Gedenken zu üben: die Patenschaften.

    Es soll bei diesem Projekt NICHT um die Reinigung der Steine des Gedenkens gehen, das ist bereits abgesichert.

    Die Patenschaft soll folgende Aufgaben/ Funktionen haben:
    –      Etwa 3 Mal im Jahr einen bestimmten Gedenkstein besuchen
    –      Kontrollieren, ob Beschädigungen oder Vandalismus zu bemerken sind
    –      Falls solches festgestellt, melden an info@steinedesgedenkens.at
    Schön wäre es, wenn der /die Pate*in beim Stein zu bestimmten Gedenktagen (z.B. Todestag der wichtigsten Person, oder an einem jüdischen Feiertag etc. ) für eine Schmückung des Steins (z.B. Blume oder Kerze) sorgen könnte und diesen Schmuck nach etwa einer Woche wieder entfernt.

    Wenn Sie die vorgeschlagene Aufgabe übernehmen möchten, suchen Sie sich bitte aus der Liste der  Steine eine Adresse aus, die z.B. in der Nähe Ihrer Wohnung liegt, und teilen Sie uns bitte mit, welche Gedenkstelle Sie betreuen möchten, durch Email an info@steinedesgedenkens, damit wir das koordinieren können. Sie erhalten dann eine entsprechende Rückmeldung oder wir machen Ihnen einen anderen Vorschlag.

  • Aus Anlass der Steinlegung für seine ermordeten Angehörigen 
    stellte uns  Dr. Charles Ritterband den folgenden Artikel zur Verfügung, den wir hier gerne wiedergeben.
     

    Wir schaufeln ein Grab in den Lüften“ schrieb Paul Celan im letzten Kriegsjahr in seiner „Todesfuge“ – zu einem Zeitpunkt, als das Morden der Shoah pausenlos weiter ging. Millionen von brutal Ermordeten war es nicht vergönnt, wenigstens eine Ruhestätte in der Erde zu erhalten, mit einem Grabstein, auf dem ihr Name eingemeißelt gewesen wäre. Stattdessen erhielten sie „ein Grab in den Lüften“, als Namenlose, denn nicht nur Freiheit und Leben waren ihnen von den Mördern geraubt worden, sondern auch ihre Namen, ihre Identität – ersetzt durch eine Nummer, in den Unterarm eintätowiert.

    Deshalb sind diese im Boden eingelassenen Gedenksteine so unendlich wichtig – den Verschleppten, Ermordeten wird der Name zurückgegeben und an den jeweiligen Ort jenes Grauens erinnert, der für sie die Wegscheide zwischen Tod und Leben war. Ich gehe an keinem dieser Gedenksteine vorbei – der nächste ist gleich um die Ecke von meiner Wohnung, an der Argentinierstrasse, und einer der berührendsten ist wenige Schritte entfernt vom Teatro della Fenice, dem Opernhaus Venedigs – ohne einen Augenblick innezuhalten und an diesen Menschen, den ich nicht kenne, und dessen Schicksal ich nur ahnen kann, zu denken.

    Das Ehepaar Gaensler, die Eltern meiner Großmutter, und Grete, deren Schwester, sind die einzigen in der Shoah ermordeten Familienmitglieder, deren Leidensweg genau registriert und mir folglich bekannt, in seiner ganzen Schrecknis entfernt nachvollziehbar ist. Ich weiß, dass sie keineswegs die einzigen Mordopfer in meiner Familie waren, ich habe gehört, dass es noch viele mehr waren. Aber von ihnen fehlt jede Spur, sie haben keinen Namen und kein Grab: Ihr Grab ist in den Lüften. Sie werden deshalb einen Gedenkstein erhalten, dieser soll auch an sie, die namenlosen Ermordeten erinnern.

    Ich verdanke meine Existenz zwei völlig unterschiedlichen Umständen: Der Tatsache, dass mein Großvater noch zu Kaisers Zeiten in Siebenbürgen geboren wurde, das heute zu Rumänien gehört. Dies berechtigte ihn, meine Großmutter, meine Mutter und ihren Bruder zu einem rumänischen Pass – samt Schweizer Visum. Denn mit ihrem österreichischen Pass hätte man sie nicht mehr in die Schweiz gelassen, im Jahr 1939 – und wahrscheinlich hätte keiner von ihnen überlebt.

    Und in der Schweizer Emigration drängte meine Großmutter den Großvater, ihren Eltern, den Gaenslers, nachzureisen – die nach einem Folter-Intermezzo bei der Gestapo im Hotel Metropol bei Nacht und Nebel nach Rotterdam geflüchtet waren, um von dort ins rettende Australien weiter zu reisen.

    Mein Großvater hatte also für die vierköpfige Familie teure Schlafwagenkarten nach Rotterdam gekauft – doch im letzten Moment riet die kartenspielende Emigrantenrunde im Zürcher Kaffeehaus dringend davon ab, die sichere Schweiz für das unsichere Rotterdam zu verlassen. Mein Großvater zögerte und entschied dann so: wenn die Zug- und Schlafwagenkarten zurückerstattet würden, werde man in der Schweiz bleiben.

    Der korrekte Schalterbeamte im Zürcher Hauptbahnhof handelte vorschriftgemäss: Er stattete die Tickets zurück- und rettete damit das Leben der Familie, und indirekt auch das ungeborene meinige: denn kurz darauf fiel die Wehrmacht in Belgien und den Niederlanden ein, meine Urgroßeltern hat die SS ins holländische Durchgangslager Westerbork verschleppt, dann weiter ins Todeslager Sobibor, wo beide am selben Tag, dem 23. Juli 1943, umgebracht wurden.

    Dr. Charles Ritterband

  • Vom Aspangbahnhof wurden in den Jahren 1939 und 1941/42 insgesamt 47.035 Jüdinnen und Juden in 47 Transporten in nationalsozialistische Ghettos, Vernichtungslager und Mordstätten deportiert. Nur rund tausend Menschen überlebten. Der Weg in die Vernichtung begann für den Großteil der mehr als 66.000 österreichischen Opfer des Holocaust mitten in der Stadt.
    Die Stadt Wien erinnert mit einem Mahnmal an die von hier deportierten und ermordeten jüdischen Österreicherinnen und Österreicher.
    Das Mahnmal Aspangbahnhof von PRINZpod verweist mit zwei über eine Länge von rund 30 Metern konisch zusammenlaufenden Betonschienen auf die Gleisanlagen des in den 1970er-Jahren abgerissenen Bahnhofs. Die Schienenführen in einen geschlossenen Betonblock, Symbol für den Tod, das Nichts, das Vergessen.

    PRINZpod leben und arbeiten seit 1984 als Team in Wien.

     

    Eröffnung:
    Donnerstag, 7. September 2017, 12 Uhr
    Leon-Zelman-Park, 1030 Wien
    Erreichbarkeit: Straßenbahn 71 bis Kleistgasse

    Programm:

    Samuel BarberAdagio für Streicher, Interpretation durch das „Aureum-Saxophon-Quartett“ der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

    Martina Taig, Geschäftsführerin KÖR GmbH

    Rudolf Zabrana, Bezirksvorsteher-Stellvertreter 3. Bezirk

    Heidemarie Uhl, Historikerin, Österreichische Akademie der Wissenschaften

    Michael Ludwig, Amtsführender Stadtrat für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung

    Andreas Mailath-Pokorny, Amtsführender Stadtrat für Kultur, Wissenschaft und Sport

    Maria Vassilakou, Vizebürgermeisterin und amtsführende Stadträtin für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung

    Sog nischt kejnmol as du gejst dem letstn wegRoman Grinberg interpretiert das vertonte Gedicht von Hirsch Glick

    Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien

    Herbert Schrott, Zeitzeuge

    Thomas Drozda, Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien

    Kaddisch, Paul Chaim Eisenberg, Oberrabbiner des Bundesverbands der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs

    Die Künstler PRINZpod sind anwesend.

    1. Gescheiterte Flucht auf der Donau

    Begin um 11 Uhr in der Salesianergase 9
    Der Eisenhändler Moses Genzer und seine Gattin Rachela versuchten 1939 gemeinsam mit 1.200 Wiener Juden und Jüdinnen auf der Donau auf jugoslawischen Schiffen zu flüchten. Im Dezember saßen die Schiffe  im kleinen Donauhafen Kladovo im Eisstau fest und wurden von der Wehrmacht eingeholt. Moses wurde wahrscheinlich von der Wehrmacht als Geisel erschossen. Rachela hat das KZ Samiste bei Belgrad nicht überlebt (möglicherweise Tod im Gaswagen).
    Die 17 jährige Tochter Edith und der 12 jährige Sohn Paul konnten nach Großbritannien bzw. Israel flüchten.

     

    1. Nottaufen für 1.800 Jüdinnen und Juden


    Im Anschluss an die Eröffnungszeremonie in der Salesianergasse werden wir in der CHRIST CHURCH (11:30 Uhr), 1030 Wien, Jaurèsgasse 12

    die Gedenktafel für die anglikanischen Pfarrer Hugh Grimes und Fred Collard besichtigen. Diese anglikanischen Geistlichen haben 1938 innerhalb von Wochen zirka 1.800 jüdische Frauen, Kinder und Männer „notgetauft“.  Die Taufscheine waren zwar keineswegs Reisedokumente, konnten aber verwendet werden, um leichter Visa für Fluchtländer zu bekommen. Während den NS-Behörden gegenüber den beiden ausländischen Pfarrern die Hände gebunden waren, wurde der österreichische Mesner der Pfarrgemeinde zu zwölf Jahren Haft verurteilt und starb in Auschwitz.

    Ich hoffe, Sie begrüßen zu dürfen!

    Gerhard Burda, Obmann

  • Samstag, 12. Nov. 2016 und Sonntag, 13. Nov. 2016

    Samstag, 12. Nov. 14h30  1010., Singerstr. 14
    Familie GROSZ: Die 13-jährige Tochter wurde mit einem Kindertransport nach England gerettet. Der 17 jährige Sohn Robert musste nach Bolivien fliehen. Der Rechtsanwalt Dr. Max Grosz und Gattin Charlotte, konnten als letzte der Familie in die USA flüchten.

    Samstag, 12. Nov. 15h30  1010., Nibelungeng. 7
    Familie MAUTNER  Min.R. Dr. Friedrich und seine Gattin Frieda wurden monatelang von tapferen Nichtjuden versteckt. Dennoch entdeckt, wurden sie 1942 in Maly Trostinec ermordet.
    Ihr Sohn Stephan floh mit Hilfe der Quäker nach England.

    Sonntag, 13. Nov. 14h00  1030., Hintere Zollamtsstraße 9
    Familie KURZ: Der Vater Leopold  starb beim Transport  vom  KZ Drancy (Frankr.)  ins
    KZ Auschwitz. Tochter Renate kämpfte in der Resistance. Die Mutter Frida und die Schwestern Hanna und Renate überlebten. Im hier nicht mehr bestehenden Gebäude lebten 13 jüdische Mitbürger.

    Sonntag, 13. Nov. 16h00  1040., Mittersteig 2a
    Familie ICHHEISER: Helene, Mutter des Sozialpsychologen Dr. Gustav Ichheiser ging 1938 nach Krakau, wo sich ihre Spur verlor. Dr. Ichheiser floh in die USA und nahm sich dort das Leben.

    Für die Zukunft, niemals vergessen!
    Bitte begleiten Sie die Verfolgten und Nachkommen bei den Veranstaltungen.